die Weber


 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 

Emsdetten war in früherer Zeit eine Stadt der Weber. Die Geschichte ihrer Bewohner ist deshalb durch die Jahrhunderte mit den Webern verknüpft. Nach Kriegsende bezeichnete man Emsdetten sogar als "die grösste Jutestadt Deutschlands..."
Der Beruf des Webers gehörte zu allen Zeiten nicht zu den sozial gut gestellten Tätigkeiten. Erst mit dem industriellen Zeitalter ist in Emsdetten ein Wandel zum Besseren spürbar geworden.
Die Textilindustrie war immer äußerst arbeitsintensiv, gleichzeitig aber auch recht einfach zu automatisieren. So ist es nicht verwunderlich, daß ein wesentlicher Schritt der industriellen Revolution, die Automatisierung der Textilherstellung war. Das Garn mußte auf besondere Spulen für Kette (=Längsfäden) und Schuß (= Querfäden) umgespult werden. Die Zettlerin ließ die Spulen vom Gatter auf den Zettelrahmen ablaufen. Hier entstand der Zettel oder die Kette, der an den Webstühl angeknüpft oder, wie man früher sagte, angedreht wurde. Die Handwebstühle, waren lange Zeit hindurch in Gebrauch. Sie wurden von Hand, meist aus sehr altem Holz, hergestellt. Der Webstuhl hatte einige bewegliche Teile, die gut und möglichst leich ineinander laufen mußten. Da war es natürlich extrem wichtig, daß das Holz nicht mehr arbeitete. Das Exemplar bestand, leicht erkennbar, aus Eichenbalken eines Fachwerks. Nach einigen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten als Teil einer Wand war das Holz besonders gut abgelagert. Bei der Automatisierung der Webstühle wurden die grundlegenden Technologien für die Computertechnologie entwickelt. Insbesondere die Lochkarten des Jaquard-Webstuhls, die zur Steuerung des Musters dienten, waren in den Sechziger Jahren das wichtigste Medium zur Eingabe von Daten in den Computer. 
Bereits im Jahr 1728 baute der französische Mechaniker Falcon einen Webstuhl der von einem mit Löchern versehenen Brettchen gesteuert wurde. Entscheident verbessert wurde diese Erfindung von Joseph-Marie Jaquard (1752-1834), ebenfalls einem Franzosen. Sein Webstuhl von 1805 wurde bereits von Lochkarten im wahrsten Sinn des Wortes gesteuert. Die Löcher waren auf Papp-Karten untergebracht, die wiederum mit Schnüren zu einem Band, einer Art Lochstreifen verbunden wurden, der das Programm des Webstuhls darstellte. Die Karten wurden von einer Mechanik transportiert und nacheinander in eine Abtastvorrichtung gelegt. Dadurch wurden die Positionen der Kettfäden (oben, unten) gesteuert, was wiederum ein bestimmtes Muster im Stoff erzeugte. Die Lochkarten waren oberhalb des Webstuhls angebracht, das Band der Karten hing auf der linken Seite herunter. Der Abtaster befand sich oben in der Mitte, von hier aus übertragen Drähte und Schnüre die Information nach unten. 
Da das Programm nur eine begrenzte Länge hatte, wurde das Ende mit dem Anfang verbunden und das Programm konnte so unbegrenzt laufen. Entsprechend wurde auch ein immer wiederkehrendes Muster gewoben.  Die Erzeugung von Stoffen mit beliebig kompliziertesten Mustern war möglich, gleichzeitig konnten die Webstühle aber auch von angelernten Hifskräften bedient werden. Bereits 1812 waren in Deutschland über 10.000 Jaquard-Webstühle in Betrieb, und auch heute noch beruht jede Webmaschine in gewisser Weise auf Jaquards Erfindung. 
 



Weberlied
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Ich schätze meinen Webstuhl
Viel höher als die hohe Schul.
Jesu halte mit mir Schul
Wenn ich sitz im Weberstuhl.

Unterweise mich fortan
Auf der rechten Lebensbahn.
Laß bei jedem Schritt und Tritt
Gehen Deine Gnade mit.

Und wenn ich die Schemel tret,
Ich auf zu dem Heiland bet,
Daß ich Gottes Willen tu
Und in Gottes Frieden ruh.

Wenn ich einen Faden bind,
So versetze mich geschwind
Hin im Geist auf Golgatha,
Wo man Dich hebend sterben sah.

Wenn mir eine Schnur zerreißt,
Schenk mir deinen sanften Geist,
Der mich fest mit Dir verbind
Und mach mich zu Gottes Kind.

Und wenn ich mein Garn dann schlicht'
Sei, Herr, meine Zuversicht,
kehr mit Deiner Gnade ein,
Daß mein Herz werd schön und rein.

Zieh ich meine Ware aus,
Ach, so zieh auch mich heraus
Von dem Sündenschlamm, daß ich
Dir diene gern und williglich.

Wenn ich meine War aus putz,
So nimm allen Sündenschmutz,
Jesu, durch Dein Blut von mir,
Daß ich werde dir zur Zier.

Wenn die War geliefert wird,
Laß mich denken, daß einst wird
Alles vor Gott offenbar,
Was geheim geschehen war.

Wenn ich meinen Lohn bekomm,
Denk ich: All mein Gut und Fromm
Reicht nicht aus, vor Gott zu stehn:
Gnade ist's worum ich fleh.

Hörts wie den Posaunenschall,
Weberbrüder überall!